Whitepaper: Telemedizinische Konsile
Digital, unabhängig, sicher – Telekonsile ermöglichen den digitalen, fachlichen Austausch zwischen ÄrztInnen und verbessern die Versorgungsqualität für PatientInnen.
In dem folgenden Whitepaper möchten wir Ihnen zeigen: Was ist Telemedizin eigentlich? Eine kleine Aufklärungsrunde über die Möglichkeiten, welche Digitalisierung im Gesundheitswesen mit sich bringt und wie sie als ÄrztIn den größten Nutzen daraus ziehen können.
Sicherheit durch digitale Vernetzung
Es wird viel über Telemedizin gesprochen, meistens wird aber nur die Videosprechstunde gemeint. Doch Telemedizin kann so viel mehr sein als das Gespräch zwischen PatientInnen und ÄrztInnen. Durch Telemedizin wird nicht nur der Arztbesuch digitalisiert, sondern es werden Prozesse und Abläufe neu und effizienter gestaltet.
PatientInnen erleben häufig die Situation, dass ein Befund erhoben wird, der in der ersten Praxis nicht abschließend behandelt werden kann. Sie werden an eine nächste Anlaufstelle verwiesen und erneut von einer ärztlichen Fachperson untersucht. Neben dem organisatorischen Aspekt, zusätzlichen Fahrkosten und weiteren gesundheitlichen Belastungen für die PatientInnen, entsteht auch für die ÄrztInnen ein Mehraufwand durch neu ausgestellte Überweisungen oder Rezepte und aufwändige Rücksprachen mit KollegInnen. Hier zeigt sich der Mehrwert der Telekonsile, die eine bessere Betreuung der PatientInnen und eine zeiteffizientere und hochqualitative Zusammenarbeit zwischen den ÄrztInnen ermöglichen. Es ergibt sich ein erleichterter Ablauf für beide Parteien, der ohne erhöhten Aufwand strukturiert und datenschutzkonform gestaltet wird. Die Lösung AMP.clinic schafft neue Wege für ÄrztInnen und PatientInnen.
Was ist Telemedizin?
Bisher ohne feststehende Definition, hat die AG Telemedizin folgenden Vorschlag für den Begriffsgebrauch vorgeschlagen:
Telemedizin ist ein Sammelbegriff für verschiedenartige ärztliche Versorgungskonzepte, die als Gemeinsamkeit den prinzipiellen Ansatz aufweisen, dass medizinische Leistungen der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung in den Bereichen Diagnostik, Therapie und Rehabilitation sowie bei der ärztlichen Entscheidungsberatung über räumliche Entfernungen (oder zeitlichen Versatz) hinweg erbracht werden. Hierbei werden Informations- und Kommunikationstechnologien eingesetzt [1].
Was ist ein Telekonsil?
Telemedizinische Konsile bzw. Telekonsile sind digitale fachliche Beratungen zwischen ÄrztInnen der gleichen oder verschiedener Fachrichtungen. Im weitesten Sinne wird darunter die zeitliche und/ oder räumliche Überwindung von Distanzen im Rahmen von medizinischen Sachverhalten verstanden. Der telemedizinische Austausch erfolgt meist über eine spezielle Patientendiagnose oder über ein konkretes Behandlungsvorgehen in einem Versorgungsfall. Die Informationen oder Anwendungen medizinischer Verfahren werden mithilfe von Informations- und Kommunikationstechnik zwischen ÄrztInnen, oder auch zwischen ÄrztInnen und PatientInnen übermittelt.
Welche Bedeutung hat das Telekonsil zwischen ÄrztInnen für die Behandlungsqualität?
ÄrztInnen wird der Austausch erleichtert und sie werden bei der Diagnostik unterstützt, indem sie sich bei Spezialisten ihres Faches rückversichern können, ohne eine aufwändige Reise zu tätigen. Gerade bei COVID-19 zeigt uns die Nutzung von Telekonsilen, wie gewinnbringend die Digitalisierung im Gesundheitswesen ist. Während der Pandemie haben viele Maximalversorger und Unikliniken intensiv die Möglichkeit genutzt, kleinere Kliniken hinsichtlich der stationären Betreuung zu beraten, wie es in unserem Projekt TeleCovid Hessen zu sehen ist.
Telekonsile haben aber auch noch weitere Vorteile, wie beispielsweise die Vermeidung von zusätzlichen Kosten durch unnötige Verlegungen, sollte ein Expertisenwechsel notwendig sein. Weiterhin bieten sie ÄrztInnen einen direkten „Sparringpartner“ und erweiterten Zugang zu Fachwissen.
Weitere Punkte, die sehr nützlich für die richtige Behandlung sind:
Die Hotline zum Spezialisten
Fachärzte von einzelnen Kliniken können in Kontakt mit weit entfernten Spezialisten ihres Fachs treten und wertvolle Unterstützung erhalten. Dadurch können das Zeitmanagement optimiert und mehr Fälle betreut werden. Außerdem ist das Fachwissen nicht mehr auf einen Maximalversorger zentriert, sondern kann auch über eine weite Entfernung genutzt werden.
Reflexion der Befunde
Mehrere ÄrztInnen können sich zusammenschalten und den Befund eines Patienten diskutieren -rein nach dem Prinzip: „Vier Augen sehen mehr als zwei“. Ein solcher Blick von außen ist bei der Befundbestimmung von Vorteil.
Reduktion des Aufwandes für PatientInnen
Bevor Digitalisierung die Möglichkeiten eröffnet hat, dass ÄrztInnen untereinander korrespondieren können, ohne am gleichen Ort zu sein, wurden PatientInnen oft in eine andere Einrichtung überwiesen. Sie mussten häufig zu einer weiteren Praxis oder Klinik anreisen, warten, alle Fragen doppelt beantworten und weitere Untersuchungen über sich ergehen lassen. Das Telekonsil erspart den PatientInnen Mehraufwand, und die Doppelbelastungen fallen weg.
Reduktion der Sprachbarrieren
Es ist möglich, dass zwischen PatientInnen und ÄrztInnen eine Sprachbarriere besteht. Diese konnte bis jetzt immer nur schwer durchbrochen werden. Durch das Telekonsil ist es möglich, eine weitere Person zu dem Gespräch hinzuzuziehen und sich durch diese als Dolmetscher unterstützen zu lassen.
Vorteile der Telekonsultation für ÄrztInnen und PatientInnen
Hier gibt es ähnliche Vorteile wie beim Austausch unter Experten. Durch die Videosprechstunde, welche zwischen Arzt und Patient stattfindet, wird auch hier der zeitliche Aspekt deutlich. Der Patient muss nicht mehr den Aufwand aufbringen, zu einem persönlichen Besuch in der Praxis zu erscheinen. Das verbessert das Zeitmanagement und die Belastung für beide Parteien.
Verschiedene Arten der Konsile – Asynchrone vs. Synchrone
Manche reden über Telemedizin, meinen aber die einfache Videosprechstunde. Telemedizin kann allerdings so viel mehr als ÄrztInnen und PatientInnen zusammenzubringen. Durch die asynchrone Telemedizin wird nicht nur der Arztbesuch digitalisiert, sondern Prozesse und Abläufe gestalten sich im Allgemeinen effizienter [2].
Asynchron
Die asynchrone Telemedizin ermöglicht es, dass beide Parteien nicht zur selben Zeit verfügbar sein müssen. Mediziner können ihr Anliegen innerhalb einer bestimmten Frist beantworten. Sprechstunden und Öffnungszeiten limitieren die Kapazitäten, ebenso wie ein persönlicher Videoanruf, welcher geplant und evtl. verschoben werden muss.
Asynchrone Telemedizin setzt auf effiziente Nutzung der Kapazitäten und erleichtert es den PatientInnen, Zugang zu Gesundheitsleistungen zu erlangen. Durch die Nutzung der asynchronen Telemedizin kann dem Mangel an Haus- und FachärztInnen entgegengewirkt werden, vor allem in ländlichen Regionen [3].
Synchron
Bei der synchronen Telemedizin ist es wichtig, eine dauerhafte Verfügbarkeit zu gewährleisten. Ein klarer Nachteil im Gegensatz zur asynchronen Telemedizin. Hier könnte man auch die normalen Praxissprechzeiten einräumen und die PatientInnen via Telefon, Videosprechstunde oder im direkten Besuch behandeln. Doch genau das wirkt der Weiterentwicklung im Gesundheitswesen entgegen.
Herausforderungen:
Die Erwartungen an die Telemedizin sind hoch. Sie wird als „die Lösung“ wesentlicher Probleme im Gesundheitswesen angesehen. Durch den Gegenstand – multimedialer Datentransfer – welcher sich mit dem Verlauf des traditionellen Ablaufs im Medizinwesen deckt: Daten von PatientInnen, Abbildungen, Austausch mit FachkollegInnen.
Diesem revolutionären Schritt stehen aber noch einige Einführungsprobleme gegenüber:
- fehlende Standards und sichere Netze,
- Finanzierungs- und Investitionsprobleme,
- Haftungs- und Datenschutzfragen,
- mangelndes Bewusstsein und Trägheit der EntscheidungsträgerInnen.
Zwar ist die Telemedizin nicht die Zauberformel zur Heilung von schweren Krankheiten. Dennoch ist sie ein wichtiger Schlüsselbegriff für das Gesundheitswesen. Hier findet ein Paradigmenwechsel beim Eintritt in die Informationsgesellschaft statt, welcher erhebliche Verbesserungen bei den Kernproblemen der heutigen gesundheitlichen Versorgung verspricht, wie:
- keine vollständige Biografie der PatientInnen, somit untauglich für Kommunikationszwecke.
- keine integrierten Behandlungsketten, sondern eine Addition von Diagnose- und Therapieepisoden.
- EDV-Verwaltungs- und -Entscheidungssysteme sind isoliert.
- Patientenrelevante Informationen sind nicht immer greifbar, wodurch es oftmals zu Doppeluntersuchungen kommt.
- Überversorgung und enormer Behandlungsaufwand, anstelle von telemedizinischen Konsilen [4].
Was kann AMP.clinic zu einer besser ausgebauten Telekonsil-Struktur in Kliniken beitragen?
Awesome Technologies hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit ihrem Produkt AMP.clinic (App), die Experten in der ganzen Republik untereinander digital zu vernetzen. Die entwickelte Anwendung kann mobil auf den zur Verfügung gestellten IPads in den jeweiligen Krankenhäusern verwendet werden. Durch dieses innovative Konzept profitieren ÄrztInnen und PatientInnen, denn durch die Digitalisierung können beide Akteure Zeit und Kosten sparen.
Aber auch die fachliche Expertise der Hochschulmedizin und der Maximalversorger steht nun landesweit auch peripheren Gebieten zur Verfügung und gewährleistet eine optimale Behandlung aller PatientInnen. Das fachliche Wissen bleibt somit nicht nur an einem Standort, sondern kann mit anderen Kliniken geteilt werden.
Gesundheitsinformationen und Bilder der PatientInnen werden verschlüsselt und direkt an die SpezialistInnen im Maximalversorgerklinikum übermittelt. Durch das Tool der Videotelefonie können die Informationen in Echtzeit durch visuelle Eindrücke ergänzt und validiert werden. Dadurch können belastende und kostenintensive Transporte von kritisch erkrankten PatientInnen rechtzeitig umgesetzt oder gar vermieden werden.
Weitere Einsatzbereiche, welche durch Telekonsile profitieren
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen muss vorangetrieben werden. Das Ziel ist, Fachexpertise per Telemedizin überall gleichmäßig verfügbar zu machen. Hierzu gehören auch folgende Bereiche:
- Intensivmedizin
In der Intensivmedizin ist es oft wichtig, schnell zu handeln. Mit Telekonsilen ist das möglich. Beispielsweise bei frühzeitig notwendiger Unterstützung bei einer Sepsis, bei der schnelles Handeln mit einer raschen Antibiotikavergabe wichtig für einen Therapieerfolg (und sogar das Überleben von PatientInnen) sein kann. Es haben sich signifikant positive Effekte von Televisiten herausgestellt: eine vierfach erhöhte Chance auf Einhaltung der Sepsis-Empfehlungen.
- Pharmazie
Hier erfordert es interprofessionelle Zusammenarbeit für die Sicherheit der Patienten. Aufgrund des Fachkräftemangels ist es nicht immer einfach, Fachpersonal vor Ort zu vertreten. Der zeitliche Aspekts und die geringe Verfügbarkeit von PharmazeutInnen bedingt auch hier den Einsatz von Telekonsilen. Der Schwerpunkt liegt auf einer medizinischen Versorgung besonders in der ländlichen Region.
- Infektiologie
Telemedizin wird in der Infektiologie schon lange genutzt. Gerade bei chronischen Infektionskrankheiten ist der Schutz der ÄrztInnen und PatientInnen besonders wichtig. Ebenso bedeutsam ist es, dass man verschiedenste FachärztInnen zur gleichen Zeit in die Diagnostik einbeziehen kann, ohne sie der Infektion auszusetzen.
- Tumorkonsile
Tumorerkrankungen bei PatientInnen führen meistens dazu, dass ÄrztInnen aus den verschiedensten Fachrichtungen, meistens auch von unterschiedlichen Standorten, zur Behandlung notwendig sind. Ein digitales Tumorkonsil, entlastet PatientInnen wie auch ÄrztInnen. Durch die schnelle Korrespondenz ist es möglich, dass eine frühe Einleitung der Therapie stattfinden kann, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.
- Medizinisches Versorgungszentrum/ HausärztInnen
Fachkräftemangel ist nicht nur ein Begriff im Handwerk, sondern auch unter ÄrztInnen. Viele möchten nicht mehr in einer ländlichen Umgebung als HausärztInnen tätig sein, und die Urbanisierung nimmt ihren Lauf. Doch gerade die ländliche Gegend mit teilweiser schlechter Verkehrsanbindung benötigt dringend eine medizinische Versorgung vor Ort. Dieses Problem könnte man mit Telekonsilen entschärfen und eine ständige medizinische Erreichbarkeit gewährleisten.
- Neurologie
In den letzten Jahrzehnten hat ein Wandel in der Neurologie stattgefunden. Das Fachgebiet ist von einer diagnostischen zu einer therapeutischen Disziplin geworden, mit einer enormen Zunahme der Spezialisierung. Durch die Telemedizin ist es möglich, diese Spezialisierungen nicht mehr zentral geballt an einem Ort zu halten, sondern eine Ortsunabhängigkeit zu erschaffen und einem breiteren Patientenkollektiv zu helfen.
- Epileptologie
In diesem Fachbereich kommt die Expertise oft zu spät. Im Schnitt dauert es 17 Jahre, bis PatientInnen mit Epilepsie einem Epilepsiezentrum zugewiesen werden. Doch mit der Telemedizin könnte man Abhilfe schaffen. Erstellt der Neurologe ein EEG mit unklarem Befund, kann er es per Knopfdruck für eine Zweitmeinung in ein Epilepsiezentrum schicken. Dieses Vorgehen kann durch weitere Untersuchungen und Beispielvideos untermauert werden. Dies stellt eine große Hilfe für ÄrztInnen dar, welche sich der Diagnose nicht sicher sind.
- Chirurgie
Ein komplexes Themengebiet mit den verschiedensten Spezialisierungen ist die Chirurgie. Mit Hilfe der Telechirurgie ist es möglich, die Produktivität sowie die Zeit eines Spezialisten besser zu nutzen. Spezialisierte Chirurgen können mehr Operationen durchführen und ihr Wissen weiter geben, wenn sie nicht mehr auf lange Fahrten in ländliche Gebiete oder entfernte Regionen angewiesen sind. Durch diese Zeitreduktion spart sich das Krankenhaus finanzielle Ressourcen und verbessert sein Image bzgl. der Dienstleistungen für die Gemeinschaft.
Schon heute an die Möglichkeiten von morgen denken.
Quelle:
[1]: AG Telemedizin, 20. März 2015. Telemedizinische Methoden in der Patientenversorgung – Begriffliche Verortung (bundesaerztekammer.de), (aufgerufen am 14.09.2021). [2, 3]: Leonie Sommer, Healthcare Computing, 19. September 2020. Fortschritt durch asynchrone Telemedizin (healthcare-computing.de), (aufgerufen am 14.09.2021). [4]: Dietzel, Gottfried. Deutsches Ärzteblatt. E-Health und Gesundheitstelematik: Herausforderungen und Chancen (aerzteblatt.de), (aufgerufen am 14.09.2021). [/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]